The Making of Stanley Kubrick's '2001: A Space Odyssey


 

The Making of Stanley Kubrick's '2001: A Space Odyssey

Ein Blick hinter die Kulissen des Films, der ein ganzes Medium veränderte. Dieser spektakuläre Spezialband zu 2001: Odyssee im Weltraum stellt die Hauptdarsteller, Set-Designer, und Special Effects-Experten vor, die angetrieben von den großen Vordenkern Stanley Kubrick und Arthur C. Clarke das Science Fiction-Genre und das Kino an sich revolutionierten. Diese umfassende Bildersammlung war bisher nur als Teil der mehrbändigen und sofort vergriffenen Collector’s Edition erhältlich. Sie zeigt Fotos von den Werkstätten, den Dreharbeiten, Konzeptskizzen, Posterentwürfen, sowie weiterem PR-Material aus dem Kubrick-Archiv. Die brillanten Abbildungen, darunter zahlreiche Ausklappseiten, beleuchten sowohl Kubricks penible Regiearbeit als auch die Magie und Faszination, die von diesem bewusstseinserweiternden, komplexen und zutiefst philosophischen Werk ausgehen. Der auf Raumfahrt, Special Effects und Technologie spezialisierte Journalist Piers Bizony arbeitete mehrere Jahre an diesem Überblickswerk, einer mit Herzblut geschriebene Hommage an ein Meisterwerk des 20. Jahrhunderts.

Auch Science-Fiction-Filme altern bisweilen – oder erweisen sich als unverwüstlich. Klassiker wie Alien, Blade Runner oder Star Wars (Episode IV) ragen seit Jahrzehnten über die Genregefilde hinaus und erschließen ständig neue Zuschauerschichten. Vorbild hierfür ist 2001 – Odyssee im Weltraum, der wohl erste „erwachsene“ SF-Streifen überhaupt, der zu Recht als Meilenstein der Filmgeschichte gilt. Der umfangreiche Bildband „The Making of Stanley Kubrick‘s 2001: A Space Odyssey“ von Piers Bizony erzählt die Entstehungsgeschichte und präsentiert nie zuvor gesehene Fotos von den Dreharbeiten.

Aus heutiger Sicht ist 2001 vor allem eines: die Frucht zahlreicher unkonventioneller Entscheidungen. Als Stanley Kubrick 1964 mit den Vorarbeiten begann, ging es keineswegs darum, einen Roman oder ein bereits existierendes Skript zu verfilmen. Zwar lag dem Plot die Erzählung „The Sentinel“ (1951) von Arthur C. Clarke zugrunde, aber die Handlung wurde mit dem Autor gemeinsam erarbeitet und sollte von Anfang gleichermaßen als Buch (im Shop) und als Film existieren. Als überraschend erwies sich auch die Auswahl der Mitarbeiter: Für die technischen Entwürfe griff Kubrick auf Zeichner zurück, die Erfahrungen bei der NASA hatten; dies förderte den noch heute ungeheurer realistisch wirkenden „Look“ des Streifens. Für die Requisiten wurden ebenfalls Experten herangezogen: So kamen die Raumanzüge von einer Spezialfirma für Pilotenbekleidung, während Teile der Innenausstattung und der Instrumente vom Hersteller der Harrier-Senkrechtstarter stammten. Und: Die Raumschiffe wurden nicht aus Gips und Harz konstruiert, sondern aus Materialien wie Fiberglas und Holz – was sich nicht nur der Stabilität nutzte, sondern auch der Optik.

Bei der Besetzung ging Kubrick ebenfalls ungewöhnliche Wege. Er verpflichtete keine Stars (im Gespräch waren etwa James Coburn und Jason Robards), sondern setzte auf weitgehend unbekannte Namen. Gary Lockwood, der Darsteller des von HAL getöteten Poole, war über die Entscheidung des weltberühmten Regisseurs so verblüfft, dass er seinen Agenten fragte: „You mean, he’s going to pay me? Surely I should be paying him.“ Die Menschenaffen der Eingangssequenz mussten von kleinen dünnen Männern gespielt werden, also kamen Jockeys und Tänzer zum Einsatz, deren Training ein Choreograph übernahm. Schließlich verwarf Kubrick die in Auftrag gegebene Filmmusik von Alex North und entschied sich für Stücke von Richard Strauß und György Ligeti, also für Werke, die aus völlig anderen Zusammenhängen stammen. Ein lohnendes Wagnis, denn das Resultat gibt Kubrick noch heute in jeder Hinsicht recht.

Bis zum fertigen Film war es allerdings ein weiter Weg. So verdoppelte sich die Produktionszeit von zwei auf vier Jahre; Grund hierfür waren zahlreiche Schwierigkeiten, aber natürlich auch Kubricks bekannter Perfektionismus. So mussten alle technischen Kulissen mit authentisch wirkenden Bedienungshinweisen ausgestattet werden, um beim Drehen spontane Großaufnahmen zu ermöglichen. Die große Zentrifuge an Bord des Raumschiffs Discovery sah zum Schluss so echt aus, dass man sie für einen Prototypen der NASA hätte halten können. Dazu kamen endlose Wiederholungen ein- und derselben Szene vor der Kamera, um dem Regisseur genug Material zur Auswahl zu liefen. Kein Wunder, wenn es hieß: „In six days, God created the heavens and the Earth. On the seventh day, Stanley sent everything back for modification.“

Dass es ganz zum Schluss noch Änderungen gab, ist dem unverständigen Publikum der ersten Vorabvorführung und zunächst sehr mäßigen Kritiken zu verdanken. Kubrick kürzte seinen Film um neunzehn Minuten, was im Buch von Piers Bizony genauso getreulich dokumentiert wird wie das Schicksal der Modelle und Requisiten: Sie wurden zerstört, um ihre Weiterverwendung in anderen Filmen zu verhindern. Umso spannender ist es nun, sich eben diese Kreationen in aller Ruhe anschauen zu können. Da die einleitenden Kapiteltexte bei aller Wissensfülle vergleichsweise wenig Raum einnehmen, bietet „The Making of Stanley Kubrick‘s 2001: A Space Odyssey“ vor allem Abbildungen aus allen Produktionsphasen – von ersten Skizzen und Zeichnungen über Detailaufnahmen der fertiggestellten Bauten bis hin zu Fotos der Dreharbeiten. Dabei gibt es viele Überraschungen, beispielsweise eine frühe Fassung des „Sternentors“, das zunächst eine bodenlose Grube auf dem Saturnmond Iapetus sein sollte, oder verschiedene Entwicklungsschritte beim Bau der Discovery. Und wer schon immer mal wissen wollte, wie die Außerirdischen möglicherweise ausgesehen hätten, wenn sie im Film vorgekommen wären, kann sich von einem entsprechenden Entwurf verblüffen lassen.

Kubricks 2001 ist ein außergewöhnliches Kunstwerk. Entsprechend hat es sich der Taschen-Verlag nicht nehmen lassen, das Buch mit einem besonderen Erscheinungsbild auszustatten – es folgt optisch den Monolithen, die im Film eine große Rolle spielen. Ursprünglich als limitierte Sammlerausgabe im Metallschuber erschienen, präsentiert sich die nun veröffentlichte Version als zwar verkleinerter, aber immer noch eindrucksvoller und vor allem ungekürzter Nachdruck. Lediglich die Beigaben – ein Band mit Filmbildern sowie Faksimiles des Drehbuchs und der Produktionsnotizen – fehlen. Das Hochformat ist imponierend, sorgt aber auch für Nachteile, schließlich gilt Kubrick nicht umsonst als ein Meister des Breitwandformats. Zwar hat der Verlag die Folgen durch die Wahl eines speziellen Bindeverfahrens und zahlreicher Ausklapptafeln minimiert, dennoch hätte man sich bisweilen gewünscht, wenn die Maxime „form follows function“ stärker berücksichtigt worden wäre – zu oft beeinträchtigt die Mittelfalz die Bildqualität, wenn Gesichter durchgeschnitten oder Inschriften auf Kulissen unlesbar werden, wie etwa die Bedienungsanleitung der legendären „Zero Gravity Toilet“. Zudem hätten die Texte von Bizony, die auf seinem Buch „2001: Filming the Future“ (2000) basieren, gern ins Deutsche übersetzt werden können. Glücklicherweise sind sie auch auf Englisch gut lesbar.

Dennoch: Diese Einwände dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei „The Making of Stanley Kubrick‘s 2001: A Space Odyssey“ um das herausragende Buch handelt, auf das Enthusiasten seit Jahrzehnten gewartet haben. Der bilderstarke Band ist die umfangreichste Publikation, die bislang zu 2001 vorgelegt wurde, glänzt mit hohem buchkünstlerischem Aufwand und wird doch zu einem überraschend zivilen Preis angeboten. Das einzige, was da noch drüber geht, ist ein Ansehen des Films selbst – der 2018 fünfzig Jahre jung wird. Und seine Zukunft noch lange nicht hinter sich hat.

 
 
 



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